Der literarische Ausfall. Schreibblockaden und abgebrochene Projekte.
Wer schreibt, gerät mitunter in die Lage, daß er ganz einfach nicht mehr schreiben kann. Selbst wer sich beim Schreiben gegen jegliche Art von Krise gewappnet sieht, mag fragen, warum unter Autoren eigene Ausfälle so selten ernsthaft thematisiert werden. Zahllose nie begonnene und nie beendete Projekte haben in der Literaturgeschichte ihren Platz. Der Umgang von Autoren mit Schreibhemmungen oder Sackgassen zeigt das Oszilieren zwischen Tragik und Amüsement : Lob des Fragments und Topos des Verstummens, beredtes Schweigen und gekonntes Fabulieren über Ungeschriebenes.
Ohne die Erwartung tatsächlicher Vorsorge sollen in diesem Seminar anhand von Fremdbeispielen, möglicherweise sogar eigenen Erfahrungen Maßnahmen, Tricks, Ablenkungsmanöver beim writer’s block ebenso Sprache kommen wie Fragen auf welche Weise ein – unter Umständen ja durchaus zu Recht –abgebrochenes Projekt in ein anderes überführt werden mag. In einem weiteren Rahmen könnte auch das Phänomen der abgebrochenen Schriftstellerkarriere als zugehörig betrachtet werden.
Lektürevorschläge:
Ulrich Ott (Hg.): Marbacher Magazin Nr. 80, 1997. Vom Schreiben 5: Ankündigungen oder » Mehr nicht erschienen«. Bearbeitet von Friedrich Pfäfflin. Marbach/Neckar: Deutsche Schillergesellschaft 1997.
Bernhard Fetz, Klaus Kastgberger (Hgg.): Profile Nr. 1/1998. Der literarische Einfall: Über das Entstehen von Texten. Wien. Paul Zsolnay 1998.