Der vorgelesene Text. Lesen und Lesung als Arbeit am Text.
Öffentliche Lesungen aus eigenen Arbeiten gehören im deutschsprachigen Raum zu den Gepflogenheiten des literarischen Lebens. In vielen Fällen haben sie zudem maßgeblichen Anteil am Broterwerb eines Schriftstellers. Gleich, ob jemand diese Situation zur ausgefeilten Darbietung nutzt, oder ob er sie als lästige Pflicht ansieht: Stets ist mit dem Auftritt vor Publikum eine Inszenierung gegeben. Das Gelingen einer Lesung ist nicht nur für die Beurteilung eines Texts – etwa durch eine Jury – von Bedeutung, es kann auch für den Autor Folgen in der Sicht auf seine Arbeit haben.
In diesem Seminar, das sich an geübte Vorleser genauso wendet wie an Autoren, denen das öffentliche Auftreten mit eigenen Werken eher unheimlich ist, sollen Wechselwirkungen zwischen stillem Schreiben und mündlicher Präsentation anhand von eigenen Texten verdeutlicht werden: In welchem Verhältnis stehen Wortwahl, Satzstruktur und Sprechrhythmus? Was hat ein Text an sich, daß ich ihn nicht vorlesen mag? Kann das Vorlesen einer unveröffentlichten Arbeit Verbesserungsmöglichkeiten deutlich machen? Geplant ist außerdem, gemeinsam eine Lesung oder mehrere zu besuchen, um die Selbstpräsentation eines Autors zu beurteilen.
Wer mag, kann sich zur Vorbereitung die eine oder andere Platte von William S. Burroughs oder Ernst Jandl anhören.