Marcel Beyer

Lyrik der neunziger Jahre

Für eine Diskussion von Gedichten und poetologischen Aussagen der neunziger Jahre im deutschsprachigen Raum bietet sich folgender Fragezusammenhang als Ausgang an: In welchen literarischen, historischen, medialen und gesellschaftlichen Zusammenhängen nimmt man – eigene und fremde – Gedichte wahr, in welche Rahmen möchte man sie stellen?
Einzelgedicht, Sammlung verstreuter Verse oder streng aufgebauter Gedichtband? Auch wenn die Vorstellung von Gedichten als abgeschlossen dastehenden, in sich geschlossenen Texten vorherrschen mag, erscheint ein Gedicht doch selten außerhalb der Gesellschaft anderer Gedichte. Allein schon publikationstechnisch findet ein Leser es meist neben weiteren Gedichten desselben Autors, oder neben Gedichten anderer Autoren etwa in einer Anthologie. Ist demnach das Gedicht auf dem Bildschirm oder auswendig im Kopf ein anderes Gedicht?
Welche Folgerungen können sich für Leser und Dichter ergeben? Läßt sich ein Niederschlag solcher Zusammenhänge in Gedichten des ablaufenden Jahrzehnts verstärkt beobachten?
Lektürevorschläge: Urs Engeler (Hg.): Zwischen den Zeilen. Eine Zeitschrift für Gedichte und Poetik. 1993 ff.
Thomas Kling: Itinerar. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1997::
Durs Grünbein, Brigitte Oleschinski, Peter Waterhouse: Die Schweizer Korrektur. Basel: Urs Engeler, Editor 1995.

Theorie