Literatur unter Schock: Über das Entsetzen im Angesicht von Weltkrieg und Massenmord
Die Leitfrage dieses Seminars lautet, wie die Schriftsteller des 20. Jahrhunderts auf die Erfahrungen von Gas- und Luftkrieg, von Genozid und Massenmord reagierten. Konnte man nur „verstummt“ (W. Benjamin), von den Schlachtfeldern zurückkehren, waren „die Identität der Erfahrung“ und „die Haltung des Erzählers“ (wie Adorno glaubte) für immer verlorengegangen? Anhand von ausgewählten Textstellen und einzelnen Autoren (K. Kraus, Remarque, G. Ledig, Jurek Becker, D. Forte, R. Klüger, B. Schlink), von Themenschwerpunkten (Darstellbarkeit des Holocaust, “Luftkrieg und Literatur” und Schreibverfahren (Trivialliteratur, Zitatmontage, Autobiographie) soll die Reaktionsbreite literaturhistorisch untersucht werden, auch in Hinblick auf die aktuelle schriftstellerische Produktion im Schatten der deutschen Vergangenheit. Erwartet werden Interesse für die Problematik und qualifizierte Referate zum Zwecke der intensiven Diskussion.
Literaturhinweise: Theodor W. Adorno: Noten zur Literatur I. Frankfurt a.M. 1958; Petra Kiedaisch (Hrsg.): Lyrik nach Auschwitz? Stuttgart 1995; Hans Magnus Enzensberger (Hrsg.): Europa in Ruinen. Frankfurt a.M. 1997; W.G. Sebald: Luftkrieg und Literatur. München 1999. Ernestine Schlant: The Language of Silence, West German Literature and the Holocaust. New York 1999; Hans Wagener (Hrsg.): Von Ball bis Buchheim, Böll bis Buchheim, Deutsche Kriegsprosa nach 1945. Amsterdam 1997