Es gibt nicht viele Wörter. Geschichte der Kürzestprosa
Kürzestprosa ist mehr als nur eine der knappsten literarischen Formen. Außer durch den Umfang wird sie durch Haltungen charakterisiert, die sich ihr pointiertes Wesen zunutze machen. Wir lesen Beispiele für die Gattungstraditionen, aus denen sich das Genre speist: Fabel, Aphorismus, Kalendergeschichte, Parabel etc. - Textsorten mit einem klaren Verhältnis zur Moral. Im weiteren Verlauf der Reihe ändert sich der Charakter von klaren Antworten hin zu Offenheit und Ambivalenz, zu Texten, die mit Hilfe der Form Erwartungen und Versprechungen unterlaufen, ins Ungefahre, ins Knappe, in die Pointe. Von Gewißheiten kann keine Rede mehr sein. Wir lesen ausgewählte traditionsbildende Beispiele u.a. von R. Walser, Kafka, Charms, Eich, Heißenbüttel, Bichsel, Aichinger, Lettau, R. Wolf sowie gegenwärtige Kürzestprosa und begegnen ihnen mit eigenen Texten.