Norbert Hummelt

WeS: Zeile und Vers

Gelegentlich wird gegen zeitgenössische Gedichte der Vorwurf laut, es handele sich nur um in Zeilen gebrochene Prosa. Das wirft verschiedene Fragen auf. Offenbar sollen Gedichte sich von Prosa unterscheiden, und das nicht bloß durch äußere Gestaltungsmerkmale wie Kürze und Zeilenbruch. Wie aber wird aus der Zeile ein Vers, wie läßt sich das Lyrische positiv bestimmen? Durch Rhythmus, Klang? Durch Bilder, Metaphern? Offenheit? Mehrdeutigkeit? Subjektivität? Durch „anderes“ Erzählen? Formales Experiment? Traditionsbezug? – Fragen, Stichworte, Überlegungen wie diese sollen Grundlage des Gesprächs über die Gedichte der Seminarteilnehmer sein. Kein fester Kriterienkatalog, wohl aber ein Horizont, vor dem die neuesten Versuche zur Fortschreibung einer alten Kunst gesichtet werden können. Thematische Übungen sind möglich, ebenso eine gemeinsame Lesung zum Ende des Semesters.

Lyrik