S/WeS: Das Tragische und das Komische – Grundformen des Theatralischen
“Bis zum Äußersten gehen,
Dann wird Lachen entstehn.”
Samuel Beckett
Im antiken griechischen Theater wurde jede Tragödien-Trilogie abgerundet, kontrapunktiert und konterkariert von der mitunter derben Komik des sich anschließenden Satyrspiels.
Friedrich Schlegel schreibt: “Die Griechen hielten die Freude für heilig, wie die Lebenskraft; nach ihrem Glauben liebten auch die Götter den Scherz. Ihre Komödie ist ein Rausch der Fröhlichkeit, und zugleich ein Erguß heiliger Begeisterung …”
Dieser Kurs wird, angefangen von den griechischen Tragikern Aischylos, Sophokles und Euripides, ihren Tragödien, aber auch Satyrspielen, über den Komödiendichter Aristophanes zu Seneca, Plautus, Menander sich in der Hauptsache Autoren neuerer Zeit zuwenden, die wie Shakespeare, Kleist, Büchner, Grabbe, Beckett, Thomas Bernhard, Heiner Müller sowohl Tragödien als auch Komödien geschrieben haben beziehungsweise durch ihr Wissen um beide Aspekte zu einer Form des “Tragikomischen” gefunden haben.
Freilich sind hier die Grenzen fließend. Nota bene: Als Kafka Freunden Auszüge aus seinen Texten vorlas, soll er vor Lachen kaum an sich halten haben können …
Und weiter schreibt Friedrich Schlegel:
“Nichts ist seltner, als eine schöne Komödie. Das komische Genie ist nicht mehr frei, es schämt sich seiner Fröhlichkeit, und fürchtet durch seine Kraft zu beleidigen. Es erzeugt daher kein vollständiges und reines Werk aus sich selbst, sondern begnügt sich, ernsthafte dramatische Handlungen aus dem häuslichen Leben mit seinen Reizen zu schmücken. Aber damit hört die eigentliche Komödie auf; komische Energie wird unvermeidlich durch tragische Energie ersetzt: und es entsteht eine neue Gattung, eine Mischung des komischen und tragischen Drama …”
Teilnehmern dieser Vorlesung soll nun auch möglich sein, selber Text, die mal eher zum einen, mal eher zum anderen Extrem neigen, zu verfassen.
Sodann soll gemeinsam überprüft werden, wie durch eine kleine Vorzeichenveränderung, durch eine kleine Kontextverschiebung ein tragischer Text komisch und ein komischer tragisch wirken kann.