WeS: Das Erfinden finden: Werkstattseminar Prosa
Nie läßt die Wirklichkeit sich in Worte fassen. Weil es Wirklichkeit im Singular nicht gibt. So sind auch Faktenberichte, Zeitaussagen, Zeugenbefragungen stets Fiktion. Zugleich aber reales Material, aus dem der Funke für den eigenen Text springen mag. Doch wie vorgehen? Das Seminar versteht sich als Werkstatt und Diskussionsforum. Es wendet sich an Studenten, für deren erzählende Texte Recherchearbeiten notwendig sind bzw. die gern ein derartiges Projekt in Angriff nehmen wollen. Zum einen sollen gemeinsam Suchstrategien gefunden und ausprobiert werden. Der Schwerpunkt wird allerdings auf den sich einer Recherche anschließenden ästhetischen Fragen liegen: wie umgehen mit der Fülle oder auch dem Mangel an Gefundenem. Wie nicht ertrinken im scheinbar Realen (auslassen, wählen, komponieren). Vor allem aber: wie das Recherchierte verwandeln in die Spannmatte jenes Trampolins, von dem aus sich abspringen läßt in die Wirklichkeit der eigenen Erfindung. So daß sich in der Bewegung zwischen “Realem” und “Eigenem” jene fiktionale Evidenz herstellt, die überzeugt, weil sie in den Lücken des Wirklichen erfunden werden durfte.