Drei Orte des Schicksals in der ostasiatischen und europäischen Literatur
Den Leipziger Mordfall Woyzeck lernte Georg Büchner im Jahr 1823 aus der Staatsarzneikunde kennen. Am Abend des 21. Juni 1821 stach der ehemalige Soldat und Perückenmacher Woyzeck mit einer abgebrochenen Degenklinge die 46-jährige Witwe Woost im Hauseingang ihrer Wohnung nieder. Als Motiv galt Eifersucht. Drei Jahre nach der Tat am 27.08.1824 wurde er in Leipzig öffentlich durch das Schwert hingerichtet. Das Seminar widmet sich den drei Orten des Schicksals – Gefängnis, Irrenanstalt und Gerichtshof – in der Weltliteratur, z.B. dem Fall Meursault (Der Fremde/A. Camus), dem Fall Gretchen (Faust/Goethe), dem Fall Junpei (Die Frau in den Dünen/A. Kobo), dem Fall Woyzeck (Woyzeck/G. Büchner) und dem Fall Ophelia (Hamlet/w. Shakespeare). Um mehr Realität zu gewinnen, besuchen wir gemeinsam ein Gefängnis, eine psychiatrische Anstalt und einen Gerichtshof, laden einen Gefängnisbeamten, einen Psychiater und einen Staatsanwalt ein. Wir recherchieren, was unter Schizophrenie, Paranoia und Hypochondrie zu verstehen ist und analysieren Sinnbilder und Metaphern über die drei Schicksalsorte.
Es wird gelesen und referiert:
Elfriede Jelinek: Clara S.-Musikalische Tragödie
George Tabori: Die Kannibalen
Nikos Kazantzakis: Alexis Sorbas
Abe Kobo: Die Frau in den Dünen
Murakami Haruki: Der Elefant verschwindet
Michel Foucault: Überwachen und Strafen – Die Geburt des Gefängnisses