Tobias Hülswitt

WeS: Literarische Recherche

Wie nennt man diese Knöpfen an dem Dings da? Wen muss ich fragen, um es zu erfahren? Wo finde ich den? Wieviel Recherche verträgt ein Text überhaupt? Wie wahrheitsgetreu soll man das Recherchierte wiedergeben? Trägt die Handlung die Dinge oder stützen die Dinge die Handlung? Kann man in einer Badewanne ertrinken? Ab wie vielen Bäumen spricht man von Wald? Wo nimmt die Feuerwehr das Wasser her? Was sehe ich eigentlich bei der Recherche? Bis wohin reicht die Aneignung, und wo beginnt die Projektion? Was tun, wenn sich Klischees bestätigen?
Robert McKee noch mal: “Recherchiere! Füttere dein Talent! Die Recherche hilft dir nicht nur, Klischees zu vermeiden, sondern ist sogar der Schlüssel zum Sieg über die Angst und ihre Cousine, die Depression.”
In diesem Seminar wollen wir mal im Selbstversuch recherchieren, ob das so stimmt.
Inhalt des Seminars: Die Studierenden recherchieren ein ihnen nicht vertrautes Milieu (= Recherche von Fakten), stellen ihr Material vor und wählen im Gespräch mit mir und den anderen Seminarteilnehmer/inne/n einen Stoff aus. Die daraus entstehenden Texte der Seminarteilnehmer/inne/n werden im Seminar besprochen. Parallel dazu werden vorliegende Bücher in Referaten und im Gespräch analysiert.
Ziel des Seminars: 1) Die Überwinden von Blockaden einerseits und Ängsten vor der Berührung mit fremden Milieus andererseits. 2) Eine 5- bis 20seitige, einmal überarbeitete Erzählung oder eine umfassende Präsentation des in Form von Notizen, Fotos, Tonaufnahmen und sonstigen Dokumenten gesammelten Materials und möglicher sich daraus ergebender Stoffe.
Alternativ: Die Studierenden erfinden nach Vorbild der rororo-Monografien die komplette, ca. 30seitige Biografie einer beliebigen Figur mit Lebensdaten, Lebensstationen, Zeugnissen (z.B. Briefwechsel, Aussagen von Freunden/Gegnern), Lebenstriumphen und -niederlagen, beruflichem und familiärem Werdegang, heimlichen Leidenschaften und offenen Widersprüchen. Sie fingieren auch Fotos von ihrem Helden in seinen verschiedenen Lebensphasen (=Recherche in der Imagination) und stellen ihre Figur am Semesterende im Seminar vor.
Literatur/Referate: Kathrin Röggla, Wir schlafen nicht; Thomas Meinecke, Hellblau; Hubert Fichte, Die Palette; Douglas Adams, Die Letzten ihrer Art;
(Die Liste wird zu Semesterbeginn vervollständigt. Vorschläge willkommen. Bitte schon mal was davon lesen.)

Theorie