S/WeS: Autobiografisches Schreiben
Autobiografie kann jeder? Aber welche? Fiktionale Autobiografie? Autobiografische Fiktion? „Quasiautobiographische Prosa“? Autofiktion? „Allobiografie“? Die Formen autobiografischen Schreibens scheinen so zahlreich wie ihre Begriffe verwirrend. Ja und? Es gehört zu den schriftstellerischen Grundfesten und Grundbedürfnissen, sich über sich Selbst zu entäußern. Aber wie? Ich ein Fremder? Warum und zu welchem Zweck schreiben wir autobiografisch? Welche Antworten bieten die neuere Autobiografie-Forschung? Gibt es eine ‚erinnerungstreue’ oder gar eine ‚natürliche’ Erzählweise? Kann die Chronologie des nachgeforschten Lebens erzählerisch außer Kraft gesetzt werden? Was tritt an ihre Stelle? Welche autobiografische und ästhetische Funktion hat die Struktur eines Textes? Wie kann das Nachdenken über solche Fragen produktiv auf das Erzählen zurückwirken? Fragen, denen es im Seminar insbesondere anhand der von den Teilnehmern eingebrachten Texte nachzugehen gilt. Dabei sind Gedichte und Essays ebenso willkommen wie Kurzprosa, Erzählung oder Roman. Die im Seminar zu behandelnden Bücher von Uwe Dick, Max Frisch, Peter Handke oder z.b. Roman Jakobson sollen zur produktiven Anregung dienen und können zeigen, wie differenziert das Spektrum autobiografischen Schreibens sein kann.
Literatur:
Uwe Dick: Pochwasser. Eine Biographie ohne Ich. München: Knesebeck Verlag 1992
Max Frisch: Montauk. Suhrkamp Verlag
Peter Handke: Der kurze Weg zum langen Abschied. Suhrkamp Verlag
Roman Jakobson: Meine futuristischen Jahre. Friedenauer Presse Berlin 1999