Juli Zeh

Werkstattmodul Prosa: S/WeS - Der Oberlehrer: Auktoriales Erzählen.

Der Oberlehrer. Der Übervater. Der Gott (die Göttin?). Der Weltgeist, der Moderator, der Taschenspieler. Der ständige Begleiter. Der Unzuverlässige. Der Besserwisser. Der Wettermacher. Der Sendungsbewusste, die Plaudertasche, der Illusionist. Der Top-Manager. Die Natur? Das alles durchdringende Bewusstsein? Das Erzählen selbst?
Kurz: Wir wollen untersuchen, was sich im Zeitalter der Ich-Bezogenheit, des Erlebnishungers und der Street Credibility mit dem guten, alten auktorialen Erzähler noch anfangen lässt. Natürlich soll es darum gehen, die Seminarteilnehmer zu Schreibexperimenten mit der unhandlichsten aller Perspektiven zu animieren, die dann im Seminar besprochen werden. Theoretische Exkurse werden dazugehören, sollen aber Spaß machen. Dazu gehört auch die interpretierende Betrachtung von Texten anderer Autoren. Ich möchte alle Teilnehmer bitten, zur ersten Sitzung einen möglichst jungen Prosatext (möglichst eines lebenden Autors oder eines Autors der Nachkriegsliteratur) mitzubringen – am besten nicht nur als Vorschlag, sondern gleich in gedruckter Form (damit man gegebenenfalls gleich eine Kopiervorlage herstellen kann). Wir entscheiden dann gemeinsam, welche Textbeispiele wir zur Analyse heranziehen wollen. Das Seminar ist die Fortsetzung des von Ulrike Draesner im vorigen Semester mit der Prosawerkstatt „Ich-Sagen“ begonnenen Moduls.

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