You-Il Kang

Genreübergreifende Projekte: Anatomie der Macht

Macbeth (Die Tragödie von Macbeth, 1623) zählt zu den meistgespielten Dramen Shakespeares. „Macht“ macht aus dem tapferen Feldherrn Macbeth einen Königsmörder. Shakespeares Urteil: Macht ist die Nacht des Wahnsinns. Was ist eigentlich „Macht“? „Macht geht vor Recht.“ (T. Hobbes und B. Spinoza). „Macht und Begehrlichkeit sind die Quellen all unserer Handlungen.“ (Pascal). „List, Gewalt und Grausamkeit gelten als Tugend und Wille zur Macht.“ (N. Machiavelli). In diesem Seminar versuchen wir gemeinsam, die Spezifika der Macht und die Vielfältigkeit des Machtvokabulars zu interpretieren und zu analysieren. Neben der Beschäftigung mit theoretischen Positionen werden wir uns auch verschiedenen Kriminalfällen sowie Originaldokumenten zuwenden: dem Fall des „Kettenmörders“ Tino B., dem Fall Jakob von Metzler und dem damit zusammenhängenden Fall Daschner im Zusammenhang mit dem so genannten „ticking-bomb-Szenario“; einem Protokoll eines Militärputsches im Jahr 1960; einer Stasiakte aus der Ära der SED-Diktatur. Das Seminar widmet sich schwerpunktmäßig der Frage, wie man mit authentischen Dokumenten sowie aktuellen politischen bzw. gesellschaftlichen Debatten und Kontroversen literarisch umgehen kann, um detailgenau und gewissermaßen „fangfrisch“ zu schreiben. Um das Thema zu vertiefen, lade ich einen Politiker, eine Politikwissenschaftlerin, einen Politikjournalisten, einen Historiker (Diktatorenforscher), einen Richter, einen Mediziner (Sterbehilfeforscher), eine Psychologin (Forensische Psychiatrie) und einen Weltentdecker ein, dem ich auf den Galapagosinseln begegnete („oneway ticket“). Darüber hinaus besuchen wir gemeinsam das Stasigefängnis Bautzen II und eine Gerichtsverhandlung am Leipziger Landgericht und wohnen einer Obduktion am Institut für Rechtsmedizin der Universität Leipzig bei. Folgende Literatur wird gelesen und referiert werden: William Shakespeare: Macbeth (1606) Hannah Arendt: Eichmann in Jerusalem – Ein Bericht von der Banalität des Bösen (1963) Albert Camus: Caligula (1938) / Der Mensch in der Revolte (1951) James George Frazer: Der Goldene Zweig (1890) Kapital 24, Das Töten des göttlichen Königs. Max Horkheimer/Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung (1947) Jan Philipp Reemtsma: Folter im Rechtsstaat?: Detaillierte Rekonstruktion des Falls Daschner unter Einbeziehung früherer Diskussionen über Folter in Deutschland (2005) Adrienne Lochte: Sie werden dich nicht finden: Der Fall Jakob von Metzler (2004) Klaus Steinke (Hrsg.): Die Sprache der Diktaturen und Diktatoren: Beiträge zum internationalen Symposien an der Universität Erlangen vom 19. bis 22Juli 1993 (1995)

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