Silke Scheuermann

Vertiefungsmodul Lyrik: Werkstattseminar: Die eigene Stimme

Der Begriff „Stimme“ ist in der Lyrik ein mehrdeutiger Begriff. Er bezeichnet die Körperlichkeit, mit der ein Gedicht sich von seiner Schreibgestalt ablöst, zu einem Klang wird, einer Musik aus Worten, die mehr einem Gesang oder einer Anrufung ähnelt als einer Erzählung. Zugleich ist die „Stimme“ das, was man meint, wenn man über den Nachhall einer Dichterin, eines Dichters spricht, das Unverwechselbare, wieder Erkennbare, Tragende, was einen Autor von Gedichten auszeichnet. Über Sylvia Plath sagte Ted Hughes, sie habe ihr Leben lang nach dem Ausdruck für ihr innerstes „Selbst“ gesucht, und es habe bis zu ihren letzten Gedichten gedauert, bis sie ihn gefunden hatte. Es ist der radikale Ton, der die „Ariel“ Gedichte auszeichnet, einer, der keine Freundlichkeit, Rücksicht, Vorsicht oder vorgegebenen Metaphernräume mehr nötig hat. Was man mit „eigener Stimme“ meint ist nicht nur der Maßstab der Rezeption, es ist das, was es im Schreiben zu entwickeln gilt. In diesem Werkstattseminar geht es darum, sich mit den Stärken und Schwächen der eigenen lyrischen Texte auseinanderzusetzen, sie zu überprüfen und hinsichtlich ihrer Klangstruktur, Form und Semantik zu schärfen.

Lyrik