Werkstattmodul Stoffe, Motive und Schreibweisen der erzählenden Prosa: Eine autobiografische Erzählung schreiben
Eine zentrale Frage, die die moderne Literatur (unter anderem seit Flaubert und Nabokov) beschäftigt, lautet: Wie können persönliche Erfahrungen in einen Erzähltext einfließen, ohne daß dieser dadurch zum reinen Privatissimum wird. Anders gesagt (d.h. mit den Worten eines Studenten des DLL vergangener Jahre): „Ich kann doch zunächst nur von mir, von meiner Warte aus schreiben, wie schaffe ich es da, daß es am Ende um mehr als nur um meine Privatsachen geht?“ Die Frage ist hochberechtigt! Schnell kann es einem gehen, wie jenem bedauernswerten Autor, über den Thomas Mann einmal so selten er das tat vernichtend schrieb: Man habe beim Lesen den penetranten Eindruck, der Mensch habe auch wirklich alles erlebt, was er da schreibt. Die Seminarteilnehmer verfassen einen autobiografisch grundierten Erzähltext. Um ein bewußtes Verhältnis zum Problem der Erzählperspektive zu entwickeln, wird mit diesem Text experimentiert: Er wird von der 1. in die 3. Person (bzw. umgekehrt) übersetzt oder von einer Randfigur der betreffenden Geschichte erzählt. Auf diese Weise soll ein größeres Verständnis des gesamten Spektrums erzählerischer Mittel erreicht werden. Weitergehend werden in diesem Seminar im Zusammenhang mit dem Komplex Faktisches und Fiktionales verschiedene Recherchetechniken untersucht.