Werkstattmodul Schreibweisen der Lyrik: Unmittelbarkeit – Poesie als Praxis
Um die Jahrhundertwende kommt es als Reaktion auf neue technische Entwicklungen, Kapitalismus, Krieg, Totalitarismus, auf die Dominanz der Schrift über das Sprechen, auf Fotografie und Film, zu einer Sprachkrise und in der Folge zu einem Begehren nach Unmittelbarkeit, einer Aufhebung des Unterschieds zwischen Leben und Kunst. Benachbarte Medien künstlerischen Ausdrucks dringen in den Bereich der Literatur. Um dem Warencharakter von Sprache zu entgehen, wird eine Rückgewinnung des Körperlichen angestrebt. Wahnsinn, Krankheit, das Unbewusste sollen die poetischen Mittel erweitern. Die Wiederentdeckung der Oralität in Anlehnung an die Performance-Kunst geht gleichzeitig mit der Möglichkeit einher, diese Vergegenwärtigung des Wortes mittels neu entwickelter technischer Medien aufzuzeichnen und damit reproduzierbar zu machen. Poetische Formen werden in Richtung Bildender Kunst, Architektur, Musik, Fotografie, Film, TV, Design, Werbung, Comics und nicht zuletzt des Internets inszeniert. Ziel des Seminars ist es, diesen Prozess in Beispielen aus Dadaismus, Konkreter Poesie, Situationismus, Wiener Gruppe, Aktionismus, Performance, aber auch Rückgriffen auf sprachspielerische Formen wie Anagramm, Palindrom zu verfolgen und praktisch zu begreifen. Beispiele aus gegenwärtigen, fürs Internet aufbereiteten Hörund Sehtexten sollen Möglichkeiten des Herangehens und Präsentierens erschließen, dabei Slam Poetry, Rap, Songs nicht ausschließen. Auch Darbietungen, die das Internet als Medium nutzen, sind willkommen. Methode: Close Reading, Close Hearing. Close Watching. Basic English nötig. Material: www.poets.org, www.poetryfoundation.org, www.lyrikline.org, www.writing.upenn.edu, www.ubu.com, www.dichtung-digital.de, www.zintzen.org www.poetryinternational.org, Peter Bürger: Theorie der Avantgarde