Werkstattmodul Lyrik: Lautpoesie als Experiment
Thema des Seminars sind die Formen und verschiedenen Definitionen der Lautdichtung im russischen Kubofuturismus und deutschsprachigen Dadaismus, die nicht ohne Einfluss des italienischen Futurismus entstanden sind, sowie konkrete und phonetische Poesie nach 1945. Außerdem werden die Vorformen und die Wurzeln der Lautdichtung behandelt: von den glossolalischen Erscheinungen (ekstatische Reden, Beschwörungslieder), die besonders zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Europa und Russland verbreitet waren, sowie deren Bedeutung für die Entstehung der Lautdichtung von 1912 bis 1916 als selbständige und autonome Gattung. Wir konzentrieren uns auf die wichtigsten klassischen Werke (Lauttexte) experimentellen Charakters, die nach wie vor ein revoltierendes Potential haben. Über die Natur des Lautgedichtes. Lautgedicht als Lauttext. Lautgedicht als Lyrik? Lyrik und laut? Wie verhält sich (pendelt) die Semantik zwischen Klang und Nonsens? Sind Lauttexte parasemantische Texte? Wie konsequent waren nun die Autoren der futuristischen und dadaistischen Manifeste und Deklarationen in ihren eigenen Texten in Bezug auf die Schaffung einer neuen poetischen Sprache? Zum Problem der Interdisziplinarität: Lautpoesie im Theater, in der Lyrik, der bildenden Kunst und in der Musik.