Martina Hefter

Werkstattmodul Schreibweisen der Prosa: Vom Detail zum Gesamten – Materialsammlungen, erste Entwürfe

Ein Wimperntierchen, an die Innenseite des Wals geschmiegt; ein Wal, an die Innenseite des Wimperntierchens geschmiegt. Wenn man davon ausgeht, dass ein längerer Text nicht durchgehend vom Anfang zum Ende gestrickt wird, sondern sich aus dem Zusammenfinden (Zufall) und -gefügtwerden (Willkür) vieler kleinerer Texteinheiten fast von selbst aufbaut – dann ist es sinnvoll, seine Blickweise auf das gesamte Textmaterial an einer Art „Google Earth“-Methode zu schulen: Zoomen zwischen fern und nah. Lassen sich im entstehenden Gewebe bereits Strukturen, Muster, löchrige Stellen, sinnvolle Verbindungen erkennen? Ein Irrgarten, ein Tunnel? Ein Fluss, aber Achtung: das Delta fehlt? Bei Naheinstellung: Welche Figuren sieht man, welche Wege nehmen sie bei Ferneinstellung? Wie formen (auch die abwesende) Figur, Motiv, „Stoff“ den Raum, welcher choreografische Zugriff ist angebracht, damit es 3D wird? Wir wollen in diesem Seminar Ihre in Entstehung befindlichen Textprojekte in längerfristiger Beobachtung halten und sehen, wo und wie man formen soll, muss, darf. Rein dramaturgische, psychologische, erzähltechnische Aspekte müssen wir dabei nicht außer Acht lassen, dürfen es aber bei Bedarf unbedingt. Literatur: Roland Barthes: Die Vorbereitung des Romans, Suhrkamp-Verlag. Barbara Piatti: Die Geographie der Literatur, Wallstein-Verlag 2008. Gaston Bachelard: Poetik des Raumes, Fischer TB, 2001. Zsuzsanna Gahse: Instabile Texte, Edition Korrespondenzen, 2005. Marcel Beyer: Vergeßt mich, DuMont-Verlag, 2006. Peter Handke: In einer dunklen Nacht ging ich aus meinem stillen Haus, Suhrkamp-TB, 1999.

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