„Da es aber nicht so ist,........“ Der öffnende Satz:
Das nachhaltigste, was einem Schriftsteller von seinen eigenen Texten bleibt, so geht es zumindest mir, sind die Erinnerungen an die Momente am Schreibtisch, in denen einem plötzlich war, als sei man nun erst von seinem derzeitigen Schreiben gänzlich erfasst worden. Staunend blickt man auf, horcht in sich hinein und meint in eine unbekannte und reiche Landschaft zu schauen.
Ausgelöst werden diese Momente oft von einem Satz, der einerseits beglückt, andererseits befremdet, weil er das Geheimnis, das er birgt, nicht preisgeben will. Es kann sich dabei um einen widersinnigen Satz handeln, um einen albernen, um einen, der das Ganze bereits im Kleinen spiegelt. Der Satz kann den Text eröffnen, mittendrin oder auch am Ende stehen.
In diesem Seminar, das für alle Formen der Prosa offen ist, möchte ich mit Ihnen das Augenmerk auf Sätze lenken, die wie ein Motor vorantreiben. Ob man diese Sätze im Nachhinein in fremden Texten noch aufspüren kann, vor allen Dingen aber, wo Sie solche Sätze in Ihren entstandenen oder entstehenden Texten sehen, das soll Thema der Besprechungen sein.
Literatur:
Heinrich von Kleist, Die Marquise von O…
Herman Melville, Bartleby
Andre Gide, Paludes
Robert Walser, Poetenleben
Robert Musil, Die Amsel
Peter Handke, Der kurze Brief zum langen Abschied
Thomas Bernhard, Beton
Javier Tomeo, Der Marquis schreibt einen unerhörten Brief