Terézia Mora

„Extreme“. Ein Schreib- und Leseseminar.

„Ich dachte, wenn ich etwas kann, dann über Gewalt zu erzählen; dann musste ich es tun und wäre beinahe daran krepiert.“

Im Seminar „Extreme“ wollen wir uns erstens damit beschäftigen, was uns für Mittel zur Verfügung stehen, wenn wir dazu gezwungen sind, extreme Inhalte zu transportieren: der äußeren und der inneren Welt. Gewalt – Sexualität – Rausch – Krankheit (Schmerz, Übelkeit, Schwäche, Todesangst) – überhaupt: Angst – Hass – Neid – Gier – Empörung – Trauer – Scham – Sehnsucht – Erleichterung – Freude usw. Und all das in einer extremen Ausprägung: panisch, blind, zähnefletschend, wild, ohnmächtig, unendlich, verzehrend, erlösend, überbordend.

Möglicherweise verlangt eine adäquate Darstellung nach lauten Effekten. Effekte werden gerne verpönt, dabei macht es sich der, der mit ihnen arbeiten will, keineswegs einfacher, als der, der sie vornehm meidet. Nota bene ist das Risiko, über das Ziel hinaus zu schießen, beträchtlich höher. Aber wir wollen auch die „still daher kommenden Skandale“ nicht verdammen. Die Mittel können sich als äußerst zurückhaltend tarnen und dennoch mit großer Effektivität dorthin gehen, „wo es weh tut“.

Zum zweiten geht es darum, sich mit den „Extremen“ also den Grenzen des eigenen Schaffens auseinander zu setzen. Jeder Autor hat etwas, an dem er sich auf besondere Weise abarbeiten muss. Häufig handelt es sich dabei um das Kernthema seines Schaffens, etwas von extremer Wichtigkeit also, und häufig gibt es gerade damit Probleme. – „Warum muss man vom November erzählen? Weil es schwer ist. Warum kann man nichts Leichtes erzählen? Es lohnt sich nicht.“

Methode: Wir werden zu Beginn einige Texte anderer Autoren analysieren (Eine Kopiervorlage der zu lesenden Texte liegt aus). Wie stellt Esterházy Gewalt (Sexualität, Angst, Trauer, Freude usw.) dar, wie Sorokin, wie Coetzee, wie Kafka, wie Bukowski usw.? Welche Perspektive haben sie gewählt, was für eine Sprache, was für Metaphern, was für einen Aufbau, was für Figuren usw.? Welcher ist der entscheidende Moment, der dafür sorgt, dass der Text „funktioniert“, mich also das Extreme, das gemeint ist, spüren lässt? Anschließend wollen wir uns unter denselben Aspekten den Texten der Seminarteilnehmer widmen. Diese können kurz sein oder ein Ausschnitt aus einem längeren Text.

Prosa