“ICH” – Was ist denn das? Über verschiedene Weisen sich im Schreiben zu behaupten
Hat sich das romantische Bild vom Künstlergenie mit der Entwicklung neuer Darstellungs- und Kommunikations-Medien verändert? Ja und nein. Autor und Theoretiker Felix Philipp Ingold bezeichnet in seinem Essay Ego-Firmen im Alltagsdiskurs heutige Schriftsteller als effiziente Ego-Unternehmer und ist umso verwunderter darüber, weil doch in den 60er und 70er Jahren des 20. Jhdts. der Tod des Autors ausgerufen worden war, die Autorität des Schreibenden aufgelöst, der Schreibende zur Funktion des Textes erklärt wurde. Nichtsdestotrotz ist dieser Tage das Autor-Ich, seine Präsenz, seine Inszenierung im Literaturbetrieb wichtiger als je zuvor. Ausformungen dieses Phänomens finden sich sowohl im Künstlerroman, dem autobiographisches Schreiben, bei literarischen Pop-Stars der “Digitalen Boheme” und seit neuestem in Blogs.
Ziel des Moduls ist das Verfassen von literarischen Ich-Texten. Sie werden den Teilnehmern eine Woche vor dem vereinbarten Termin zugesendet, im Seminar vorgestellt und diskutiert. Eine zweite Fassung muss bis zum Ende des Semesters erarbeitet werden.
Literatur (Auswahl):
Roland Barthes: Die Vorbereitung des Schreibens, Franz Kafka: Die Verwandlung, Thomas Bernhard: Ein Kind, Irmtraud Morgner: Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz, Gertrude Stein: Autobiographie von Alice B. Toklas, Margit Schreiner: Heißt lieben, Ruth Klüger: weiter leben Benjamin von Stuckrad-Barre: Soloalbum, Wolf Haas: Das Wetter vor 12 Jahren, Diedrich Diedrichsen: Eigenblutdoping, Künstlerromantik, Selbstverwertung, u.a.