Werkstattmodul Prosa: Sex ist Text. Oder: Warum man nicht darüber schreiben darf, was letzte Nacht geschah.
Liebe und Sexualität gehören zu den individuellsten und intimsten Gefühlen und sind gleichzeitig die allgemeinsten und sprachlich verbrauchtesten. Vehikel der Selbsterkenntnis einerseits, Überflutung der Person andererseits: in der heutigen sexualisierten Gesellschaft scheint es besonders schwer, Sexualität und Liebe zum literarischen Gegenstand zu machen, scheint doch alles bereits gesagt und gezeigt. Nach einer Einführung in theoretische Lesarten von Liebe und Sexualität im letzten Semester wird es in diesem Teil des Seminars um literarische Schreibweisen gehen, die sich in besonderer und „unordentlicher“ Weise dieses Themas bemächtigen. Ästhetische Möglichkeiten und stilistische Herangehensweisen sollen ausgelotet werden. Ob skurril oder banal, in tragischer oder poetischer Überhöhung; jenseits von Pornografie und romantischem Klischee liegen vielerlei sprachliche Gestaltungsmöglichkeiten, die mit den Mitteln des Zeigens und Verbergens, Aussagens und Verschweigens, der Verkürzung oder Verschiebung, der Theoretisierung oder Ironisierung, aber auch mit Mitteln des Faktischen und Physischen arbeiten. Sie gilt es zu analysieren und schließlich für das eigene Schreiben auszuprobieren. Literatur: Margerit Duras: Der Liebhaber. Vladimir Nabokov: Lolita. Jeannette Winterson: Das Geschlecht der Kirsche. Milan Kundera: Das Buch der lächerlichen Liebe. Christine Angot: Inzest