Bertram Reinecke

SQ 14 Vorlesung

Ob man das Schreiben von literarischen Texten erlernen kann ist umstritten, weil diese Frage mit einer anderen ohne Antwort unentwirrbar verknäult ist: Was ist ein perfekter Text, jenseits der Tatsache, dass ich ihn so empfinde? Statt dessen soll anders gefragt werden: Was erwarte ich von (m)einem Text? Wo kollidiert diese Erwartung mit anderen solchen Erwartungen? Fragt man so, erweisen sich Beobachtungen, die Generationen von Schriftstellern bei ihrer Arbeit gemacht haben, oft als erstaunlich präzise und handhabbar. Man kann sie befolgen oder ausschlagen ohne ins bloße Nachahmen zu geraten, wenn man ein eigenes Projekt hat. Wörter verweisen nicht wie Schildchen in einem Museum auf ihre Gegenstände, sondern die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache. Kein Lexikon hält sie endgültig fest. Wenn Bedeutungen aus solchen intensiven, manchmal chaotischen Beziehungen zwischen einander bestehen, hat die Art, wie wir über Texte sprechen, Einfluss darauf, welche wir schreiben. Gängige Gewohnheiten des (öffentlichen) Gesprächs über Texte werden ebenfalls Thema sein, um einen freieren Blick auf das Meer der literarischen Möglichkeiten zu gewinnen. In der Übung zur Vorlesung verfassen die Studierenden nach unterschiedlichen formalen Vorgaben eigene Gedichte und kleinere Prosatexte. Im zweiten Semester wird von den Studierenden erwartet, einen eigenen literarischen Text zu schreiben, vorzustellen und zu überarbeiten.

Theorie