Norbert Hummelt

Poetik, Stilistik: „Das geht gar nicht! – Poetische Verdikte vom Barock bis zur Gegenwart“

Wie soll man schreiben? Enger gefasst wird oft, wie man nicht schreiben soll. Poetiken bedienen sich literarischer Ausschlussverfahren und sind gegen andere Schreibweisen gerichtet, um den eigenen Entwurf ins Feld zu führen. Martin Opitz wendet sich gegen Dialektund Fremdwörter und führt eine strenge Metrik ein, gegen die der junge Goethe mit freirhythmischen Hymnen Einspruch erhebt. Gegen Goethes und Schillers Klassizismus setzen die Romantiker die Entdeckung des Volkslieds, die Heine ironisch unterläuft. Stefan George befindet, dass „jeder der noch von der sucht ergriffen ist etwas ‚sagen‘ etwas ‚wirken‘ zu wollen nicht einmal wert in den vorhof der kunst 9 einzutreten“ sei. Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben hält Adorno für barbarisch. Benn wendet sich gegen die Idee, dass die Dichtung das Leben bessern soll. Um lieber doch die Welt zu verbessern, wird 1968 der Tod der Literatur verkündet. Wie soll man schreiben, wie nicht? Die Frage wird im Seminar anhand von Gedichten und Positionen beleuchtet, die den historischen Kontext mit der Frage in Berührung bringen, wie man heute schreiben soll.

Theorie