Vertiefungsmodul Formen der Lyrik
„Ein Gedicht entsteht nicht aus Gefühlen, sondern aus Worten“, lässt uns der französische Symbolist Stéphane Mallarmé wissen. „No ideas but in things“ heißt es hingegen bei William Carlos Williams. Stehen uns beim Schreiben unsere Empfindungen wirklich im Weg? Und wie viel Konkretion verträgt ein Gedicht? Wie kann man Verse so bauen, dass ein Leser sie nicht mehr aus dem Kopf bekommt? „Um ein Gedicht zu machen habe ich nichts“, schreibt wiederum Ernst Jandl. Kann man das wirklich ernst nehmen? Irgendetwas muss mit den Worten geschehen, damit sie sich unter der Hand des Autors verwandeln. Sicher gibt es dafür kein Patentrezept, aber ebenso sicher ist es Dichtern immer wieder gelungen, mit einer „handflächengroßen Anordnung von Wörtern“ (Jürgen Becker) Türen zu öffnen in imaginäre Räume, durch die wir als Leser eintreten können, um die Sprache, die Dinge und auch uns selbst neu und anders zu sehen. Im Mittelpunkt der für alle Schreibansätze offenen Werkstatt stehen die Gedichte der Studierenden. Anhand ausgewählter Beispiele aus der Tradition und der Gegenwartslyrik versuchen wir, dem Geheimnis des gelungenen Gedichts auf den Grund zu gehen.