Werkstatt Poetik der Gegenwartslyrik: Digression und Dichtung
Kann man in einem Gedicht abschweifen? Auf engstem Raum ausschweifen? Oder bedarf es mehr Platz, als ein Gedicht gewöhnlich bieten kann, um auszuholen, sodass Digressionen der erzählenden Literatur vorbehalten sind? Wie schweife ich im Gedicht ab ohne es bloß zu blähen, zu zerlassen und zerludeln, vielleicht ironisch? Und wie schweife ich an? Könnte ich auch aufschweifen? Was wäre zu verschweift, was aber zu verschweifen, also vielleicht mit Schweifen und Schwänzchen zu versehen, von innen her, durch Chaos, Exzess, Finte? Schweife ich ein Gedicht zu, zerschweif ich’s, manieristisch. Hauptsache Schweif. Es darf auch mit Pferden zugehen. Wir lesen Schweifler und Schweifer und schwelgen. Abwegiges und Umwegiges an eigenen Texten ist willkommen. Jünger gesucht von Marianne Fritz.