Werkstattmodul Kürzere Prosaformen
Gerade die kleine Prosa ist keineswegs eine marginale Randerscheinung, sondern hat entscheidend zur Ausdifferenzierung des Literaturbegriffs ab dem 18. Jahrhundert und vor allem im 20. Jahrhundert beigetragen. In der Frühen Moderne wird sie mit ihrer Unterwanderung tradierter Formen und Infragestellung gattungstypologischer Zuordnungen geradezu zum Paradigma ästhetischer Innovationsbestrebungen. Dieser Prozess, neue Schreibweisen und offene Texturen zu generieren, ist auch heute für kleine Prosaformen konstitutiv. Unter diesen Aspekten soll ergänzend Kurzprosa von Jürgen Becker (Erzählen bis Ostende), Thomas Bernhard (Erzählungen), Daniil Charms (Fälle, Zwischenfälle, Die Kunst ist ein Schrank), Franz Kafka (Die Erzählungen), Heinrich von Kleist (Anekdoten, kurze Prosa), Gertrude Stein (Tender Buttons), Robert Walser (Geschichten, Kleine Dichtungen), Gabriele Wohmann (Treibjagd) oder Ror Wolf (Enzyklopädie für unerschrockene Leser) gelesen werden. Im Zentrum des Seminars stehen aber die kurzen Prosatexte der Teilnehmer und Teilnehmerinnen.