Literaturtheorie: Einführung in die „Kolumnistik“
Wenn der Zeitungskommentar die gute alte Tante Hedwig mit Diabetes und Wasser in den Beinen ist, so ist die Kolumne ihr kosmopoliter Neffe. Formal kann sie vieles sein: eine Glosse, ein Mini-Essay, eine Art Tagebucheintrag oder ein Brief. Die Kolumne ist vielleicht der literarischste Ort in einer Zeitung. Denn der Kolumnist entscheidet, wer in seinem Stück spricht und schafft damit Woche für Woche eine Figur, die auch in Ich-Form geschrieben nicht zwangsläufig mit dem Autor identisch sein muss. Die Kolumne kann politisch-analytisch sein, gleichwohl sie im Feuilleton erscheint, oder feuilletonistisch, obwohl sie sich ausschließlich mit aktueller Tagespolitik beschäftigt. Wie schafft man eine vitale Erzählerstimme, die unverwechselbar oder lustig oder tiefgründig oder unterhaltsam oder alles gleichzeitig ist? Im Werkstattseminar „Kolumnistik“ werden Kolumnen gelesen, geschrieben, redigiert und diskutiert.