Essayistik, Literaturkritik
Der Essay kann als der schriftliche Diskurs eines empirischen (d.h. nicht-fiktionalen) Ich über einen kulturellen Gegenstand verstanden werden, dessen Aspekte durch subjektive Erfahrung, Recherche, Denkund verschiedenste Lektürevorgänge erschlossen und in einem (formbewussten) Sprechakt weitergegeben werden. Dieses Miteinander der histoireund der discours-Ebene macht den Essay zu einem literarischen Genre, das sich für eine genuine schreibende Auseinandersetzung mit Natur und ökologischen Prozessen hervorragend eignet. Das Seminar untersucht die Geschichte des Essays im deutschsprachigen Raum mit besonderem Schwerpunkt auf dem Naturessay und stellt verschiedene essayistische Herangehensweisen an ausgezeichneten Beispielen (aus verschiedenen Themenbereichen) vor: thematisch zentrierter Essay, personal essay, Essayismus als Schreibhaltung, Überschneidungen mit anderen Gattungen. Von Alexander von Humboldt über Walter Benjamin zu Susan Sonntag und Brian Dillon fragen wir uns: Was macht einen guten Essay aus? Wie verbindet man Wissen und persönliche Erfahrung, Zielsetzung und Ästhetik? Bei Interesse besteht die Möglichkeit, Problemstellungen des Essays auch auf den Bereich der Literaturkritik zu beziehen, die zunehmend persönlich und performativ wird (Blogbeiträge, Podcasts, Radiogespräche, Email-Interviews).