Literaturgeschichte, Gegenwartsliteratur: An der Grenze zum Jetzt
Laut Hirnforschung dauert die Gegenwart bis zu drei Sekunden. Wir leben also in einem Jetzt, das sich beständig der Wahrnehmung entzieht oder immer noch bevor steht. Diese Unschärfe eröffnet der Literatur Möglichkeiten der zeitlichen Verschränkung, Dopplung und Parallelität. Denn wenn die Gegenwart der Moment ist, in dem Vergangenheit und Zukunft zusammenlaufen, dann hat das Folgen für den literarischen Umgang mit Zeit – etwa in Bezug auf den chronologischen Ablauf oder auf die Verschränkung von biografischen und fiktionalen Elementen. Wir werden uns in diesem Seminar mit ausgewählten Texten beschäftigen, die mit Zeit und Chronologie konstitutiv umgehen. Daneben soll es um eigene Schreibversuche gehen, die mit diesen Merkmalen spielen – egal ob als Prosatext, Gedicht oder Essay.