Ästhetik, Kultur- und Sprachtheorie: Krisennarrative
Literatur ist gern und ständig „auf Krise“. Was aber, wenn die äußeren Umstände sich derart verschärfen, dass die Zeit selbst als krisenhaft, gar katastrophal erlebt wird – so wie jetzt? Die Pandemie wirft Fragen auf, wirkt möglicherweise erschwerend auf die ästhetische Produktion. Im Verlauf des Seminars wollen wir daher der Frage nachgehen, welche Krisennarrative aktuell im Umlauf sind, wie der (eigene) literarische Umgang – jetzt schon – damit ist und in welchen Formen er sich zeigt. Anhand von Beispielen sowohl aus aktuell entstehender als auch aus älterer Literatur lässt sich nachvollziehen, wie Literarisierung sich ereignet, bis die Tiefenkrise (Matthias Horx) nicht mehr nur der Wirklichkeit entspricht, sondern Raum für Fiktion bietet. Einen guten theoretischen Überblick bieten Ansgar und Vera Nünning (Hrsg.): Narrative der Krise. Germanisch-Romanische Monatsschrift. Jg. 70 (2020), Ausgabe 3-4. Gegen Tristesse hilft Maarten Keulemans: „Exit Mundi. Die besten Weltuntergänge“. Dazwischen liegt eine Vielzahl an literarischen Werken, aus denen wir in der ersten Sitzung eine Auswahl treffen.