Grundlagen szenisches Schreiben
Zum dramatischen Schreiben gehört der Konflikt. Im klassischen Dramenaufbau gilt er als »Motor« des Stücks, er treibt an, er führt zum Höhepunkt, zur Katastrophe. Gut nachzuzeichnen ist dieser Antriebsmotor in Dialogstücken, in handlungsorientierten Dramen, häufig als »Well made plays« bezeichnet. Der Konflikt wurzelt tief im westeuropäischen Theater; mehr als nur Anlass, war er stets auch der Grund für das Theater und dem, was seit jeher darin ausgetragen wird: Es ist die schmerzhafte, oftmals blutige und nie abschließbare Verhandlung zwischen dem einzelnen Individuum und der Gesellschaft. Von der antiken Tragödie bis hin zum modernen Drama zeigt sich dieser Grundkonflikt, der in modernen Dramen auch in der Unterdrückung des Konflikts ausgedrückt wird. Dem zeitgenössischen Drama — besonders dem postdramatischen Schreiben wird gelegentlich eine Scheu vor dem Konflikt unterstellt. Ob dies so ist, oder auch: warum, gilt es herauszufinden. Beobachten lässt sich oftmals eine Streuung des Konflikts, die ihn ungreifbar — aber omnipräsent machen. Auch lässt sich ein einzelner Urheber schwer finden, und die, die sich im Dilemma befinden, sind häufig auch jene, die es bedingen. Das Seminar lädt ein zur Erforschung eines zentralen Begriffs, mit dem sich die weiteren wesentlichen Eigenschaften und Formen der dramatischen Kunst erschließen. Zur Lektüre lesen wir Stücke der griechischen Tragödie, Dramen der Moderne, postdramatische Theaterstücke und zeitgenössische Dramen. Unter anderem von: Sophokles, Hendrik Ibsen, Maria Luise Fleißer, Heiner Müller, Elfriede Jelinek, Yasmina Reza, Ayad Akthar.