Formen des Erzählens
Warum brav sein? Mimetisch? Zögerlich im Erfinden? Gehört es doch zu den Besonderheiten erzählender Prosa, wie leichtfüßig sie den Bereich dieses „Normalen“ (und Genormten) verlässt. Ein Geist erzählt eine Geschichte, ein Affe, ein Toter, ein „Verrückter“, eine Figur, die das Geschlecht wechselnd durch die Jahrhunderte wandert, eine, die noch nicht geboren ist, jemand aus dem Jahr 3781, ein namenloses Kollektiv. Mit ein paar Tippbewegungen ist das etabliert. Und dann?
Das Seminar widmet sich der „extremen Erzählposition“. Mit ihr gehen Fragen nach dem Verständnis von Wirklichkeit einher, werden Norm und Abweichung, Freiheit und Zwang virulent. Wessen Stimme wird wann wie gehört? Und zuallererst: Wie kann eine derartige Position erfunden und sprechbar gemacht werden? Das Seminar versteht sich als eine Kombination von In-depth-Lektüren aus der Literaturgeschichte und, je nach Anzahl der Teilnehmer:innen, von Besprechungen studentischer Texte.