Techniken der Lyrik: Verben
Der Mond scheint so oft in Gedichten, dass er für die Dichtung kaum mehr zu gebrauchen ist. Noch schwieriger ist es mit Liebe, Herz oder gar Schmerz. Lieben allerdings gelingt zuverlässig, herzen noch in bestimmten Zusammenhängen, Schmerzen hingegen kann man nur haben, es sei denn, etwas schmerzt mich und macht mich zum Objekt. Verschmerzen lässt sich das leicht mit einer Vorsilbe, wir schmerzen uns wiederum wäre bereits eine lyrische Auffälligkeit. Verben, soviel sei gesagt, geben wieder, was geschieht oder was ist. Sie kennzeichnen Zustände, Veränderungen und Erfahrungen sowohl in Bezug auf die Welt als auch auf uns selbst.
Die Werkstatt lädt dazu ein, der Bedeutung der Verben für die Dichtung auf die Spur zu kommen. Anhand Ihrer Gedichte und flankiert von exemplarischen Beispielen widmen wir uns dem Bedeutungsspektrum, das die Verben bereithalten, ob hinsichtlich der Strukturierung von Zeit, der Einzigartigkeit oder Wiederholbarkeit von Erfahrungen oder der Kausalbeziehungen zwischen den Dingen und ihren Wörtern. Das Verb, sagt man, ist das Herz des Satzes. Was ist es im Vers?