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Der Roman erzählt 2 Geschichten: die reale des berühmten italienischen Kommunisten Antonio Gramsci (1891-1937) und die fiktive des Göttinger Wissenschaftlers Anton Stöver, der in Rom Archivforschung auf Gramscis Spuren betreibt. Beide scheitern an der Realität, ihren Ansprüchen und Erwartungen. (Dagmar Härter)’, ‘Für einen Forschungsauftrag reist Anton Stöver nach Rom. Er soll nach einem verschollenen Dokument aus dem Nachlass von Antonio Gramsci suchen. Der italienische Kommunist starb 1937 nach längerem Gefängnisaufenthalt. Am Ziel angekommen verliebt sich Stöver in eine unbekannte Frau, die Tag für Tag seine Gedanken immer stärker beherrscht. Kapitelweise abwechselnd erzählt N. Bossong (zuletzt “Gesellschaft mit beschränkter Haftung”, ID-A 39/12) in ihrem neuen Roman 2 Geschichten: die (reale) des charismatischen, zeitlebens von körperlichen Gebrechen gepeinigten Gramsci und die (fiktive) des kühlen, selbstverliebten, aber ziemlich erfolglosen Universitätsdozenten Stöver. Während Gramsci die Welt retten will und sich doch permanent nach seiner Frau und seiner Familie verzehrt, ist Stöver unfähig zu einer echten Beziehung und nutzt den Romaufenthalt für eine Flucht aus seiner zerrütteten Ehe. Durch die miteinander verflochtenen Biografien entsteht eine interessante, fesselnde Lektüre, deren etwas seltsam anmutender Titel sich relativ spät beim Lesen erschließt. Für große Bibliotheken empfohlen. (Dagmar Härter)