Die Entführung des Optimisten Sydney Seapunk
Alles beginnt in Hamburg Osdorf. Der Sonnenhof – früher alternatives Wohnprojekt, heute eher betreutes Wohnen – hat schon bessere Zeiten gesehen. Findet Ramafelene, gent Raffi, 35, der seit seiner Kindheit dort lebt. Von seiner Mitbewohnerin und Mutter kommt jedenfalls nicht mehr viel. Ihr scheint in den 80ern mit dem Mann auch die Menschenliebe verlorengegangen zu sein. Schlimm. Findet auch Bianca, 17, die auf dem Sonnenhof ihre Sozialstunden ableistet. Bianca, mit den blauen Haaren, in die Ramafelene sich verliebt. Was Küwi nicht gefällt, obwohl er gerade selbst einen neuen Freund gefunden hat: einen Mann ohne bürgerlichen Namen. Einen Mann mit einer Vision. Die den Sonnenhof miteinschließt. Und die Entführung eines Millionenerben. Schlimm? Man wird sehen. “Hat jedenfalls erst mal nichts mit Gefährlichkeit zu tun”, findet Küwi. “Ist was Politisches mit Solidarität. Ist Inhalt von dem Lied ‘Die Internationale’, das man mag.” Der Sonnenhof hat schon bessere Zeiten gesehen, ja, aber warum sollten nicht die besten – und zwar für alle Menschen – noch kommen? „Der in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur stark vorherrschende dystopische Einschlag wird hier in sein Gegenteil verkehrt: Die titelgebende Sydney-Seapunk-Bewegung versteht sich als ein genuin neuartiges utopisches Projekt, das gegen die Verbitterung der 68er-Generation den Spaß an der Neuerfindung der Gesellschaft betont. Stichmann scheut sich nicht davor, seiner Hauptfigur David Parolen in den Mund zu legen, die im ersten Moment naiv oder lachhaft klingen, tut aber gut daran. Ebenso wie die kindlichen, vom Autor selbst gestalteten Microsoft-Paint-Collagen im Anhang des Romans („Wohlfühlpessimismus war gestern – Happy Seapunks fordern Umverteilung ein“) legen sie diesem auf der Oberfläche sehr leichtfüßigen Roman einen tiefen Wunsch nach wirklicher Weltverbesserung zu Grunde“ (thedailyfrown.wordpress.com)