Sonne, Mond, Zinn
Dinge passieren. Menschen auch. So sagt es jedenfalls Esther Zinn. Dass das Eingeständnis ihrer Existenz, eines unehelichen Kindes, Probleme bereitet, erfährt auch ihr Sohn auf der Beerdigung seines Großvaters, dem Vater seiner Mutter. Alexandra Riedels Debütroman »Sonne, Mond, Zinn« widmet sich einem existentiellen Thema in einer poetischen wie klaren Sprache und macht dabei die Wichtigkeit und Härte des Sujets deutlich: Es geht um die Liebe der Eltern und die Liebe, die Kinder ihren Eltern entgegenbringen. Und um den großen Schmerz, wenn sie fehlt. Die Geschichte um Esther Zinn bewegt sich zwischen Wirklichkeiten und Möglichkeiten, Erinnerungen und Sehnsüchten und führt die Leser*innen in weite Ferne bis an den äußersten Rand unseres Sonnensystems. „Aufgespannt zwischen Groteske, Beschreibung, poetischen und mythologischen Assoziationen lässt Alexandra Riedel ihren Protagonisten, den Fluglotsen Gustav Zinn, der, wie schon seine Mutter, vaterlos aufwuchs, von seinen Familienverhältnissen erzählen…: Welche Folgen kann ein Seitensprung haben, über Generationen hinweg? Der Schmerz, die Leerstellen sind fühlbar, ohne explizit bent zu werden. Wir begleiten Zinn zur Beerdigung seines unbekannten Großvaters in eine Familie, die er weniger kennt als den Sternenhimmel, und doch tragen er und seine Mutter Anteile dieser fremden Familie mit sich. Ein stilsicherer, nachdenklicher, auch komischer Text, der elegant Fragmente aus Vergangenheit und Gegenwart verwebt und in einer vertrackten Perspektive erzählt, im „Du“ an die Mutter.“ (Begründung der Jury, Bayern2 – Wortspiele-Preis 2020)