die verbrechen
„wir werden die detonation rückwärts lesen.“ Die Wörter können viel im langerwarteten ersten Gedichtband Ronya Othmanns. Sie kennen keine Grenzen für Zeiten, Begehren und Nationen. Sie bergen und betrauern die verschütteten Geschichten des Lebens zwischen allen Konventionen und Kulturen. Widerständig und zugleich an jeder Stelle ungeschützt und intim tragen diese existenziellen Gedichte einen neuen Ton in die Gegenwart. Die menschenverachtenden Verbrechen der Welt und das pure Glück, die Fremde des eigenen Lebens und das nie endende Heimweh finden zusammen in all dem „wovon du weißt, wenn du deine augen schließt“. „Ronya Othmanns Gedichtband, „die verbrechen“, liest sich ganz und gar nicht wie ein Lyrikdebüt. Ihre lyrischen Ichs stagnieren nicht auf der Selbstsuche, sondern adressieren häufig ein Gegenüber. Ihre strophenlosen Textmonolithen sind formal eher konservativ. Es überwiegt ein zugängliches Parlando. Der Grund dieser Abgeklärtheit liegt in der Stoffsicherheit, die Othmann mitbringt und mit verschiedenen Genres bespielt: mit Kolumnen, mit Prosa und nun auch mit einer aufsehenerregenden Lyrik…Mit „die verbrechen“ hat Ronya Othmann einen poetischen Coup von internationaler Größenordnung gelandet. Mir fallen momentan nur zwei Lyrikerinnen ein, mit denen sie sich vergleichen lassen kann aufgrund der verwandten Themen und der fantastischen Art und Weise, sie zu verarbeiten: die belarussisch-amerikanische Lyrikerin Valzhyna Mort und die iranisch-schwedische Lyrikerin Athena Farrokhzad… Möge der Gedichtband in viele Sprachen übersetzt werden. Denn die Lösung der Probleme, die Othmann darin anspricht, ist nur global zu haben“ (deutschlandfunk.de)