Reportage
“Gute Reportagenschreiber” gelten im Medienbereich als Mangelware. Im Tagesgeschäft des Journalismus besitzt Egon Erwin Kischs Figur des rasenden Reporters fast mythische Qualität. Erwachsen auf dem Boden der Großstadt nimmt der Reporter deren Bewegungsformen auf und bricht sie zugleich. Im Fluß des Augenblicks und der Zeit schafft er Standpunkte der Beobachtung. Aus den materiellen und symbolischen Hinterlassenschaften gewinnt er seine eigenen Sinn-strukturen und Lesarten. Der journalistische Habitus, dem des Detektivs, Psychoanalytikers oder Kriminalisten nicht unähnlich, will erlernt sein. Er erfordert ein hohes Maß an praktischer Erfahrung und ein gutes Gespür für Menschen und das soziale Feld. Ziel der Veranstaltung ist der Aufbau einer “Lehrredaktion” in Anlehnung an den Großstadtsoziologen und Journalisten Robert Ezra Park (“Chicago-School”). In ihr werden Zugänge zur Wirklichkeit schreibpraktisch erprobt, diskutiert und nach Bedarf historisch und systematisch verortet.