Werkstattmodul Szenisches Schreiben
Wer „ich“ sagt, ist selten eins mit sich. Ein „Ich“ will oft mehrere und widersprüchliche Dinge zugleich: erzählend will es verführen und emotional berühren, zugleich aber oft auch analysieren oder gar missionieren – eine wahre Polyphonie. Besonders in selbstreflexiven autobiographischen Formen (Life Writing/Memoir), aber auch in fiktionalen Ich-Erzählungen, ist es reizvoll, diese Facetten transparent zu machen und das Ich als eine Art Theaterfigur zu betrachten, welches in verschiedene Rollen und Kostüme schlüpfen kann. Das Repertoire der Prosa birgt viele Mittel, um das polyphone Ich formal in Szene zu setzen: durch Zitate, O-Töne, Dialoge, Fragmente, Fußnoten, Listen, Fragebogen, Regieanweisungen, usw. Das Ich wird sich selbst ein Stück weit fremd und kann sich so ganz anders reflektieren, etwa in Hinblick auf die Frage: Von welchem sozialen Ort aus spreche ich?