Michael Lentz

WeS: Wie ein Gedicht entsteht. Und was mein Leben damit zu tun hat.

Ein Gedicht ist eine hochsensible Materie. Es riskiert den besonderen Blick und lässt (er)ahnen. Die Empfindlichkeit, der Unwille, die „Schwermuth des Dichters“ sind Schiller zufolge seine schlechtesten Ratgeber: eine solche „sehr undichterische Seelenlage“ gebiere nur Unpoesie. Sein Rat: „ein Dichter nehme sich ja in Acht, mitten im Schmerz den Schmerz zu besingen.“ Statt dessen solle er „aus der sanftern und fernenden Erinnerung“ dichten, „und dann desto besser für ihn, je mehr er an sich erfahren hat, was er besingt, aber ja niemals unter der gegenwärtigen Herrschaft des Affekts, den er unschön versinnlichen soll“. Nur die „heitere, die ruhige Seele“ gebiere das Vollkommene, ein naher „Antheil, den das eigene Selbst des Dichters“ an Gedichten habe, erinnere nur „übertrieben oft an ihn selbst, den Verfasser“. Kampf mit äußern Lagen und Hypochondrie dürfen am allerwenigsten „das Gemüth des Dichters belasten, der sich von der Gegenwart loswickeln und frei und kühn in die Welt der Ideale emporschweben soll“. Merke: „Wenn es auch noch so sehr in seinem Busen stürmt, so müsse Sonnenklarheit seine Stirne umfließen.“ Starker Tobak? Das Werkstatt-Seminar will diesen und anderen lebensnahen Fragen auf den Grund gehen. In welcher Gemütslage dichten wir? Ist das Gedicht tatsächlich ein so indifferentes Medium? Was hält uns am Leben – (wenn nicht) das Gedicht? Die Teilnehm-er/innen sind eingeladen, aus allen Lebensbereichen und Lagen ihre Gedichte zu schöpfen und hoffentlich nicht selbstlos zu präsentieren.

Lyrik