Michael Lentz

Seminar: Poetik der Lyrik vom Expressionismus bis zur Gegenwart

Das Ende normativer Gattungspoetiken bedeutete keineswegs, dass ein kritisches Reflektieren über Gattungen und sprachästhetische Verfahrensweisen, über Figuren, Metrik, Rhythmus oder über die Frage, was Stil sei, nun obsolet geworden wäre. An die Stelle der Regelpoetik tritt die individuelle Autorenpoetologie, die sich oftmals als regelrechter Forderungskatalog ausnimmt. Besonders deutlich zeigt sich dies an den Poetologien und Ästhetiken der Frühen Moderne und der (historischen) Avantgardebewegungen bis 1948 (russischer und italienischer Futurismus, Dadaismus, Poetismus, Lettrismus): Die Poetologie wird als Manifest dekretiert. Das auf zwei Semester angelegte Seminar bietet einen grundrisshaften Überblick über die theoretischen Ansprüche der wichtigsten poetischen Strömungen und Schulen vom Expressionismus bis zur Gegenwart, stellt aber im historischen Rückgriff auch die Poetiken z.B. des Barock und der Romantik vor. Nur im vergleichenden Rekurs lassen sich Differenzen herausarbeiten und Problemkonstanten aufzeigen.
Ausführlich behandelt werden sollen des weiteren poetologische Texte u.a. von Wystan Hugh

Auden, Stefan George, Ernst Jandl, Friederike Mayröcker, Charles Olson, Ezra Pound, Julian
Przybo, Arthur Rimbaud, Dylan Thomas, Paul Valéry und Unica Zürn.
Literatur (Auswahl):
Opitz, Martin: Buch von der deutschen Poeterey (Reclam)
Uerlings, Herbert (Hg.): Theorie der Romantik. Stuttgart: Reclam 2000 (Bd. 18088)
Otto F. Best (Hg.): Theorie des Expressionismus. Stuttgart: Reclam 2004 (Bd. 9817)
Walter Höllerer (Hg.): Theorie der modernen Lyrik; Band I+II, München: Hanser 2003
Julian Przybo: Werkzeug aus Licht. Poesie und Poetik. Herausgegeben von Karl Dedecius.
Frankfurt a.M.: edition suhrkamp 1978

Theorie