Poetik der Gegenwartslyrik
Setzt man einmal voraus, dass Gedichte nicht zuletzt aus Gedichten entstehen und dass es eine „poetische Funktion“ (Roman Jakobson) der Sprache in Gedichten gibt, lässt sich mit Ralf Simon schlussfolgern, dass die „poetische Funktion ihre eigene Diskursgrammatik“ zeigt und das „Organon ihrer Funktionen ikonisch darstellt“. Die Gedichte von Arno Holz oder August Stramm sind ‚Ausstellungen‘ ihrer Poetizität und ikonisierten Grammatik, sie lassen ihre Zeichen spürbar werden. Diese analytische Erkenntnis kann als poetologisches Kalkül umschlagen in die eigene Gedichtproduktion, die im Zentrum des Seminars steht. Auf der Folie der Rede von der ikonischen Darstellung der diskursgrammatischen Funktionen sollen fertige und entstehende Gedichte besprochen werden und neue Gedichte entstehen. Komplementär zur Werkstatt sollen Gedichte von Bertolt Brecht, Paul Celan, Oswald Egger, Gunnar Ekelöf, Elke Erb, Arno Holz, Stéphane Mallarmé, Friederike Mayröcker und Oskar Pastior gelesen und kommentiert werden. Ein Reader wird zu Anfang des Semesters vorliegen.