Josef Haslinger

Ästhetik, Kultur- und Sprachtheorie: Phänomenologie des Todes

Der Tod ist der dauerhafte und endgültige Verlust des Lebens und aller seiner Funktionen. Ist er das? Haben nicht die Mythen, die Religionen, die Künste seit Jahrtausenden alles daran gesetzt, uns weiszumachen, der Tod sei nicht das endgültige Aus des Lebens, sondern dessen Verwandlung? Der Wunsch nach körperlichem Überleben, ja nach Unsterblichkeit, nach einem Leben jenseits des Todes, scheint ein alter Traum zu sein. Sowohl das Bemühen um Lebensverlängerung als auch der Wunsch nach Lebensverkürzung führen in der medizinischen Praxis zu schwierigen ethischen Fragen. Es gibt kaum einen literarischen Text, in dem Endlichkeit oder Tod keine Rolle spielen. Fast scheint es, als wäre die Endlichkeit des Lebens das Hauptproblem, mit dem die Künste – zunächst im Dienste der Religionen, dann als deren allein gelassene Erben – sich herumzuschlagen haben. Das Modul will sich dem Phänomen des Todes in allen uns zugänglichen Facetten stellen. Dazu gehören Berichte über Todesarten und Tötungsarten ebenso wie literarische, philosophische und religiöse Darstellungen und Interpretationen des Todes. Das Seminar wird sich im ersten Semester der Kulturgeschichte des Todes und des Tötens widmen, um sich im zweiten Semester durch eigene Texte (Erzählungen, Essays, Reportagen) mit dem Phänomen der Endlichkeit des Lebens auseinandersetzen.

Theorie